24 April 2013

10 meter sind 32 fuß

Jetzt wo wir wieder mal in Kathmandu abhaengen, ist eine gute Gelegenheit, diesen Blog zu aktualisieren. Denn draussen rumlaufen, heisst: in Abgasen ersticken, alle 2 Minuten ein Nahtod-Erlebniss dank ignoranter Moped-/Taxifahrer und von allen Sieten angequatscht werden, ob man nicht was kaufen will... Ja, ich mag Kathmandu nicht besonders, und ich frage mich, ob Bangkok schlimmer oder besser wird. Vielleicht liegts auch daran, dass ich irgendwie krank bin, mit Hitzewellen und Schwindel, aber es wird schon besser (gestern fings an), also doch kein Malaria, hehe. Witzigerweise sind wir gestern nach Ankunft in Kathmandu direkt wieder Vicente und Maureen uebern Weg gelaufen, zum 3. Mal nachdem wir sie in Indien kennengelernt haben. Ich wurde prompt mit Medizin versorgt: pflanzliches Immunstaerkungszeug (hab ich gleich genommen), eine Knolle Knoblauch (gabs zum Fruehstueck) und Paracetamol (unnoetig). Ich glaube ja, mir fehlen einfach Vitamine...

Eigentlich sollten wir mal noch ein wenig die Stadt erkunden, ein paar Tempel anschauen oder so. Stattdessen geht eine Menge Zeit im Internet verloren, wo wir versuchen Couchsurfer fuer Bangkok zu finden, uns um ein Visa fuer die USA zu kuemmern, wobei das schon am Hochladen der Passfotos scheitert. Manchmal ist reisen wirklich anstrengend. Aber es ist sehr schoen Emails von Freunden und Familie zu, das ist ein bisschen wie kurz daheim vorbeizuschauen, und man vergisst fuer einen Moment wie weit weg das ist. Und Musik! Youtube sei Dank, in Nepal kann man alles hoeren was die Gema in Deutschland gesperrt hat, das sind Vorteile, an die man vor der Reise gar nicht gedacht hat. Musik, Balsam fuer die Seele.

Die letzten 3 Tage waren wir im National Park "Chitwan" im Sueden Nepals, natuerlich extrem touristisch, aber die Tiere waren STARK. Allein die Busfahrt, obwohl anstrengend wir immer, war voller interessanter Eindruecke, die ich in mir aufgesaugt habe. Eine Frau, die in der einen Hand ihr Kind hielt, in der anderen einen Schirm, obwohl es weder regnete noch die Sonne schien. Kinder, die im Garten Kricket gespielt haben und ein Hahn, der flatternd dem Ball auswich. Ein Taubenschlag, der mich sofort an unseren Playmobil-Bauernhof in Kindheitstagen erinnerte. Der National Park war schoener als ich erwartet hatte, die umliegenden Doerfer fast vertraeumt wie von vor 50 Jahren, mit den Lehmhauesern und allerlei freilaufendem Vieh. Unnoetig zu erwaehnen, dass ich jeden Hund knuddeln musste, der uns ueber den Weg lief.
Die Elefanten-Brutstation (Elephant breeding center) was huebsch aber wenig spektakulaer, nicht eine Infotafel! Unvorstellbar! Am naechsten Tag hats fast nur geregnet und Klaus war etwas unwohl, um Glueck hatten wir die Safari fuer den naechsten Tag geplant.
es ist immer gemein, wenn man angekettet ist...
Um 7 Uhr morgens gings los, mit einer "Kanutour". Das heisst, in einem wackeligen, langen Boot den Fluss runter, wir haben nur Voegel gesehen. Dann mit 2 Guides hinein in den Dschungel, der eine (Mayoram) hob einen grossen Stein auf, und mir wurde klar, dass dies zusammen mit seinem Bambusstock die Verteidigung sein soll. Sollten wir also einem Tiger, Rhinozeros oder riesigen Spinnen begegnen, wuerde das unsere Verteidigung sein. Mein Herz schlug wie wild und ich hatte das Gefuehl, dringend auf Toilette zu muessen. Erstmal abwarten, dachte ich, am Ende sehen wir eh nur wieder doofe Voegel. Aber da zeigte Mayoram auch schon auf Rhino-Fussabdruecke im Boden: "We will follow them." Jetzt war ich noch aufgeregter, und unsinngerweise liefen Klaus und ich nun geduckt durch das 2 Meter hohe Elefantengras. Nur ein paar Minuten spaeter zeigten die Guides aufgeregt in ein Bueschel Gras: "There it is!" Ich sah gar nix. Doch dann schlichen wir naeher ran, ich hatte Angst, das Tier wuerde meinen haemmernden Herzschlag hoeren. Und tatsaechlich, da war es. Ein ausgewachsenes Maennchen, wie wir erfuhren, gerade beim Fruehstueck.

ein Vogel bei der Kanutour
erste Spuren
Der Hotelmanager hatte am Tag zuvor gesagt, auf meine Frage wie nah man an Rhinozerosse rangeht, es waeren hoechstens 10 Meter, also 32,8  Fuss. Und ich dachte, ach du Sch***e, na dann! Nun pirschten wir uns aber immer naeher ran, stets bedacht, Deckung zu behalten. Und obwohl wir alle wussten, dass Rhinos besser riechen und hoeren als sehen, war die Sichtbarriere stets das wichtigste. Ich stand genau vor dem Tier, das damit bechaeftigt war, Unmengen an Elefantengras zu vertilgen, als hinter uns ein paar Einheimiche Krach machten. Die Guides versuchten ihnen klar zu machen, wie unpassend Laerm gerade ist, als das Rhino aufhoerte zu kauen, die Ohren spitze und mich direkt anzustarren schien. Ich war schockgefroren. Nach einer gefuehlten Ewigkeiten senkte es den Kopf und fruehstueckte weiter, ich tappte vorsichtig ruekwaerts. Die Einheimischen waren spontan auf alle verfuegbaren Baeume geklettert, und ich dachte: Klasse, erst Krach machen und dann die Fluchtwege besetzen. Dann schnappte sich Mayoram meine Kamera und zog los und ein paar Nahaufnahmen zu machen, wir blieben mit dem anderen Guide zurueck. Sie verstaendigten sich mit Pfiffen, wir schlichen von hinten an das Rhino ran und ploetzlich sagte er: "Haha, look, Nepali monkey!" Wir sahen Mayoram, wie er 5 Meter entfernt vor dem Tier in einem niedrigen Baum hockte und uns froehlich zuwinkte. Wir kletterten auch auf einen Baum um besser sehen zu koennen.
Schliesslich liessen wir das Rhino in Ruhe und zogen weiter, vollkommen begeistert von der Erfahrung. auf dem Rueckweg zur Stadt sahen wir noch ein Rudel Rotwild (juchu) und ein Loch, dass der Sloth Bear gegraben hatte.

kann es mich sehen? oder riechen?
Szenen im Elefantengras: das Rhino und wir im Hintergrund
ein Rhino beim Fruehstueck mit Vogel aufm Hintern

Eine tolle Sache stand noch an: Elefantenbaden. Da heisst, man setzt sich auf den Elefanten im Fluss und der spritzt einen dann mit dem Ruessel nass. Das MUSSTE ich einfach ausprobieren, allein, weil ich mal auf einem Elefanten sitzen wollte, ich finde die Tiere sehr beeindruckend. Das Baden war auch toll, abgesehen davon, wie der Mahoud den Elefanten IMMERZU mit nem Stock geschlagen hat, ich bin jedes Mal zusammengezuckt.

Yeah!
Am Nachmittag hatten wir noch eine Jeepsafari gebucht, die darin bestand, eingepfercht in einem alten Toyota unglaublich durchgeruettelt zu werden und kaum Tiere zu sehen. NATUERLICH ist unser Auto kaputt gegangen als wir gerade im Tigergebiet waren (angeblich) und wir wurden in der Wildnis mit dem Guide ausgesetzt. Nach einer Stunde holte uns ein neues Auto ab, wir kamen heil nach Hause. Immerhin, wir hatten einen netten Abend mit nem Schweizer und nem Australier, die bei der Tour dabei waren.

bei der Jeepsafari sahen wir ne Menge Wild
es waren mindestens 6 Stunden Fahrt, aber ein wunderschoener Park
Am naechsten Morgen wollten wir noch Geld abheben um den ganzen Spass zu bezahlen... und zack! Der ewige Powercut verhinderte, dass der Bankautomat funktionierte. Was zur...? Wir kratzen alles zusammen und betrogen den Hotelmanager um 3 Euro...

Nun sind wir also wieder in der Hauptstadt. Gerade habe ich mich schweren Herzen entschlossen, keinen Bungee Jump zu machen, aber ich fuehle mich nicht gut und die 7 Stunden Busfahrt sind es nicht wert. Vielleicht werden wir ja morgen doch noch mal nen Tempel zu Gesicht kriegen...

by Lia

3 comments:

Lena said...

Tolle Bilder!Vorallem das mit Lia auf dem Elefanten :-) Bangkok wird besser,glaubt mir,aber es ist leider auch heiß da...
Seid umarmt
Lena

Unknown said...

danke! :)
Bangkok ist tatsaechlich besser. aber heiss? machst du witze? die haben nur vergessen uns nach dem aufguss zu fragen (und ich suche immer noch nach der Kaeltekammer)
;)

Unknown said...

Kältekammer gibt es überall da wo es Klimaanlagen gibt,also im Shoppingcenter beispielsweise.Ich kann euch das Gerichtsmedizinische Museum empfehlen :-) und natürlich den Kaiserpalast!!!Und geht über den Nightmarket