27 January 2013

von Sonne, Muecken und anderen Stichtagen


Heute spielen wir Frage und Antwort!

"Oh, wie ist das Wetter bei euch?"
Das Wetter hier entspricht taeglich dem perfekten Sommertag in Deutschland. Jeden Tag wolkenloser Himmel, Sonne von 6.30Uhr bis 18.30Uhr (danach wirds ziemlich schnell dunkel).
Die Temperaturen “schwanken” zwischen 25 und 28 Grad, Nachts kuehlt es angenehm ab.
Seid vier Wochen hat sich daran nichts geaendert. Wenn Schuhe ueberhaupt notwendig sind, dann fuer den Toilettengang. Man braucht die Klamotten hier im Grunde nur gegen die Sonne oder gegen die Moskitos. Ein “Einkleidungsstueckwetter” sozusagen, wie zur besten Jahreszeit.

"Und die Landschaft?"

Die Natur ist immer gruen und immer lebendig.
Ausschliesslich Voegel die ich noch nie gesehen habe und Geraeusche machen, das ihnen Namen wie Brainfever Bird zuteil werden. Rote Kaefer die am Hinterteil miteinander verbunden sind und somit einer dem anderen immer hinterher laufen muss. Richige Tausendfuessler, die die man aus dem Fernsehen kennt, die grossen schwarzen mit tatsaechlich tausend Fuessen. Abends haben wir eine meterlange gruene Schlange in unserem Bamboo Dach gesehen und es gibt Geschichten, wonach sich ab und zu eine Cobra auf die Farm verirrt oder zumindestens auch gesehen wird. Es wimmelt hier ansonsten von kleinvieh, die entweder kriechen oder fliegen aber ungefaehrlich sind. 

"Gibt es viele Moskitos?"

Moskitos sind allgewaertig und die Stiche unzaehlbar. Wer denkt, sich schuetzen zu koennen ist hoffnungslos verloren bei seinem Kampf.
In den Morgenstunden und in der Daemmerung helfen nur lange Klamotten und harte Haut, freie Stellen werden gesucht und gefunden. Wer nicht anfaengt zu kratzen ist klar im Vorteil, dann vergisst man die Stiche schnell. Wer sich nicht beherrscht wird sich qualvoll schinden und jeden Stich verfluren. Also den Koerper daran gewoehnen lassen und die Stiche werden zur Randnotiz. Malaria hat hier niemand.

"Was fuer Tiere leben auf der Farm?"

Die Tiere die sich hier mit uns das Leben teilen sind die gleichen geblieben. Wir haben drei Hunde, friedliche, schnorrende, verfressene, suesse Schafe. Ausserdem eine kleine, dreifarbige Katze mit ausserst weichem Katzenfell die eher redet als miaut.

"Habt ihr schon Durchfall gehabt?"

Nein, aber ueber die Haelfte aller Leute auf der Farm war an einem Tag krank, ein buntes Durcheinander von Fieber, Schmerzen, Kotzen und Kacken. Lia war schlecht, Klaus hat sich uebergeben, am naechsten Tag war alles wieder gut.

Schreibt uns, wenn ich von mehr Fragen habt! Die und die ueber das Essen werden das naechste Mal beantwortet.

by Klaus

A day in our life


-->
Getting up at 7 am, just when the sun rises, starting to work an hour later. 
 view from our hut at sunrise

We weed, plant, build or clean. Every mon, wed and fri is harvest day, then we start an hour earlier, so the goods will arrive at the Auroville market in time. 
At 10am there’s a tea break, where the best and sweetest chai tea is served I ever had. After that we either continue work or help in the kitchen, so lunch can be served to all the workers (usually min. 20 people) at noon. Every work day we have one chef responsible for the menu, and some helpers, who cook vegetarian or vegan food. Last week it was Klaus and my turn, and everyone was very happy with our creation.
Lesson: cooking for a large mass. Check.
After lunch we’re free to do whatever we want. Dinner we have to cook ourselves. Bedtime? Doesn’t exist, though we SHOULD be quiet after 10pm, but sometimes you can hear drums until late at night.
So what do we do in our free time? Well, for example a course here in Auroville.
Lesson: doing a drum course. Check.
Or we go out to play ultimate Frisbee…
 

Or we drive around on our moped...
Or we just hang out with the others on the farm, playing music. (this is in the kitchen)
And finally, a photo of our home:
More photos to come. Internet is slow and not always available. Thank you for your patience!
Lia + Klaus

11 January 2013

Gedanken von Vorgestern


Es scheint beinah unmoeglich all meine Gedanken der letzten Tage oder gar Stunden zu erfassen, gleichwohl sie alle wichtig erscheinen, um nicht zu sagen revolutionaer.
Es endet damit, dass nichts gewiss ist und alles in staendiger Bewegung. Was fuer ein Kontrast zum ruhigen Leben hier... Dennoch, immer lernen wir, orientieren wir uns neu und erweitern unser Verstaendnis. Wenn das Universum eine Tendenz hat, sich auszubreiten, hat der Mensch eine Tendenz immer mehr zu lernen. Gefiltertes Wissen, natuerlich. Und trotzdem ist es ein Begreifen, mal mehr mal weniger, mal schneller mal langsamer. In gewissem Sinne widerspricht das dem angenehmen Gefuehl einer Erkenntnis. Denn wo immer mir ein Licht aufgeht, liegt nur weitere Dunkelheit dahinter, jeder erklommene Gipfel eroeffnet den Blick auf weitere Gipfel.
Aber seien wir mal nicht so pessimistisch, auch mit den Erkenntnissen laesst sich was anfangen. Es spricht nur die Ungeduld aus mir,

Am Anfang stand der Wunsch hier mal zur Ruhe zu kommen. Ausgerechnet in Indien!, koennte man denken. Aber halt, wir sind in Auroville, das ist nur bedingt Indien. So wie Berlin weder Ost noch West war, und so wie die Mayas nicht von DEM Ende gesprochen hatten. Auroville wird als utopische Stadt bezeichnet, was das genau heisst, muessen wir noch rausfinden. Auf jeden Fall werden wir hier kaum Durchfall kriegen, ueberfallen werden oder grossartig uebern Tisch gezogen.
Man muss sich nach Ankunft registrieren, entlang der Strassen (auf denen kaum Autos, sondern mehr Mopeds fahren) stehen vor allem nachts Sicherheitsposten und alles Essen und Trinken ist quasi Bio. Klar, wenn man die Leute so sieht und hoert draengt sich das Wort “Hippies” foermlich durch die Organe ins Gedaechtnis, aber es gibt kein Alkohol und keine Drogen. Zumindest nicht zu kaufen. Was die Mentalitaet betrifft, dafuer brauchen wir noch eine Weile um das zu begreifen.
Sehr indisch ist allerdings das Essen, einige eher spartanisch gebaute und eingerichtete Huetten, die Stromausfaelle, und keine Verabredungen zu treffen, die konkrete Zeiten beinhalten. Es passiert wie's passiert, oder auch nicht.

Obwohl man also weniger Stress hat als an jedem anderen Ort in Indien, ist es gewoehnungsbeduerftig. Keine Hektik zu haben kann auch eine Art Stress sein. Kurz vor Weihnachten haben wir uns noch mit einem Dutzend Leuten innerhalb weniger Tage getroffen und unsere sozialen Pflichten mit groesster Freude im Uebersoll erfuellt, nun verbringen wir einen ganzen Monat mit gerade mal einem Dutzend Terminen. Der Kopf weiss vor Schreck gar nicht womit er sich beschaeftigen soll. Sehr gut, das ist die Entschleunigungstherapie auf die ich gehofft hatte. Anstrengend, aber es dadurch entsteht Raum fuer all die Dinge, die im Vorreise-/ Grossstadt-/ Vergnuegungsstress untergegangen sind. Wie zum Beispiel: Musik hoeren. Nicht nur nebenbei, sondern mit voller Aufmerksamkeit, um Instrumente, Stimmen und Worte zu hoeren, die einem sonst verborgen geblieben sind. Oder ein Instrument lernen. Klaus und ich wollten schon immer mal Trommeln lernen, jetzt hatten wir die Gelegenheit, und zwar von einem ziemlich erfahrenen Peruanischen Jazzmusiker. Und noch ein Beispiel: Endlich koennen wir ganz in Ruhe... ruhen. Unterm Moskitonetz bei einem Mittagsschlaefchen, in der Haengematte wenn andere spontan jammen oder draussen bei einem suessen schwarzen Tee um 10 Uhr in der Arbeitspause. Man muss schon sagen, wir leben ein sehr angenehmes Leben hier...

von Lia