23 February 2013

so wars

Gleich gehts los. In wenigen Stunden sitzen wir im Zug nach Bengalore, und dann gehts weiter nach Hampi. Umsteigezeit: 14 Stunden, falls mal wieder ein Zug einen halben Tag Verspätung hat...
Der erste Monat wollte einfach nicht rumgehen, wir verbrachten warme Nachmittage in diversen Hängematten und schwangen uns über Frisbee, Capoeira, Bauchtanz, Trommeln und anderen Musiksessions von Tag zu Tag. Manchmal hielten wir auch sehr lange Nickerchen...
Nebenbei läuft immer von irgendwo her Musik, rauscht der Wind, zwitschern uns unbekannte Vögel, hupen Autos in der Ferne, knattern Mopeds vorbei.

Mopedfahren macht unglaublich viel Spaß! Es war leicht zu lernen, selbst mit Mitfahrer, nur fehlende Verkehrsregeln erforderten Nerven aus Stahl. Ok, welcher Verkehr?
Das letzte Stück zur Farm, nach dem steinernen Pilz links, Gas geben und ein Stückchen fliegen! Dann schnell wieder langsamer werden, scharfe Rechtskurve mit sandiger Stelle außen. Böse Falle. Aber hingefallen sind wir immer nur fast...
Und wohin geht die Fahrt in Auroville? Am schönsten ist es auf La Terrace, lecker Eis, guter Kaffee, Internet!
Bezahlt wird bargeldlos mit der Aurocard, ein Kaffee kostet Rps. 50, also 70ct. Als ich einmal ohne Karte spontan da auftauche, hilft mir eine Freundin aus, die zufällig da ist, aber der "Kassierer" weiß gleich: das ist nicht mein Name! Außer seinem wahnsinnigen Gedächtnis kann er auch noch Milchschaumzeichnen...

Der zweite Monat ging rum wie nix. Jede Woche war irgendetwas los, von vielen Events erfährt man durch Flyer, Freunde oder Zufall. Am meisten sind wir tanzen gegangen, bei so vielen Musikern auf der Farm gab es unzählige Gelegenheiten. Was für ein unfassbar gutes Gefühl, wenn fast die ganze Windarra-Community in der ersten Reihe tanzt (ein Teil ist natürlich auf der Bühne), selbst die Kleinkinder sind dabei! Überhaupt sind 15 Monate kein Grund, dass die Eltern zu Hause bleiben müssen. Die beiden Babys hier sind genauso Teil der Gemeinschaft und ständig präsent wie alle anderen, integriertes Aufwachsen garantiert! Außerdem großes Kino, wie sie die Welt hier entdecken und riesigen Spaß dabei haben den Tausendfüsslern hinterher zu tapsen, Wasser in der Küche zu verschütten und beim Mittagessen wie Schneewitchen Essen von allen Tellern zu klauen.
Es ist einfach hier Zeit mit großartigen Leuten zu verbringen, tiefsinnige Gespräche zu führen und natürlich rumzublödeln.
Das auf dem Foto ist Mark, er ist Schuld dass wir in Auroville gelandet sind, wofür wir sehr dankbar bleiben. Er hatte uns auch vom dem Frisbee-Turnier hier erzählt, was auch großartig war. Verrückt, wie zu erwarten, aber die Leute waren super nett.
Ein Mädchen aus meinem Team hat mich auch zum Reiten eingeladen, was ich ohne Zögern annahm. Und so waren wir ein paar mal unterwegs, ohne Sattel, Trense, Helm, Schuhe, aber stets im Gleichgewicht. Nur die Dornenbüsche waren tükisch, und das Pony am Ende wo es fressen wollte und ich ein Foto machen... Aber vom Biss ins Bein habe ich keinen blauen Fleck behalten.





Gelernt haben wir viel über uns selbst, über Loslassen, privaten Raum und Miteinander in der Gemeinschaft. Es ist schwierig in einer sich stets verändernden Umgebung die Balance zu finden, aber letztendlich wächst man mit. Es gibt kein "das geht nicht", nur "maybe possible", auch wenn es am Ende nicht klappt. Kommunikation ist hier so eine Sache, weniger wegen der vielen Sprachen (van arabisch bis tamil alles dabei), sondern wegen der Faulheit der Leute.*

Apropos, natürlich arbeiten wir auch! Fast jeden Morgen bis zum Mittagessen graben, ernten, waschen, schneiden, kochen und schwitzen wir. Was für ein Gefühl für die eigene Nahrung zu sorgen! Ich werde nie wieder ohne Beklemmung in einem Supermarkt einkaufen könnnen. Und was es hier jeden Tag zum Mittag für min. 25 Personen gibt, ist nicht nur bio, sondern vegetarisch. Lecker, natürlich. Und nicht zu scharf.
Freitag ist Idly-Tag (das sind die weißen Teile, aus Reismehl gemacht), sehr lecker, obwohl ich anfangs enttäuscht war, da ich "Italy" verstanden hatte...


So richtig indisch wirds erst ab heute abend. Mir wird die Dusche im Freien fehlen und unsere luftige Bambushütte. Die Gespräche mit Lara über die Widrigkeiten auf der Farm werde ich vermissen, die beiden Hunde, die eigentlich immer nur schlafen und das hohe Lachen von Indra Ghandi, unserer kleinen Vorarbeiterin.

Die Welt ruft, es ist Zeit zu gehen! Jetzt noch die Wäsche nach 3 Stunden trocknen abhängen, fertig packen, Emailadressen aufschreiben, Abschied, fertig, los!
Indien, wir kommen!


*Was wir alles über das quasi regellos-lockere Gemeinschaftsleben auf Windarra gelernt haben, soll an andere Stelle genauer erläutert werden. Für heute ruhen wir ausschließlich positiven Abschiedsgedanken...

by Lia

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