11 January 2013

Gedanken von Vorgestern


Es scheint beinah unmoeglich all meine Gedanken der letzten Tage oder gar Stunden zu erfassen, gleichwohl sie alle wichtig erscheinen, um nicht zu sagen revolutionaer.
Es endet damit, dass nichts gewiss ist und alles in staendiger Bewegung. Was fuer ein Kontrast zum ruhigen Leben hier... Dennoch, immer lernen wir, orientieren wir uns neu und erweitern unser Verstaendnis. Wenn das Universum eine Tendenz hat, sich auszubreiten, hat der Mensch eine Tendenz immer mehr zu lernen. Gefiltertes Wissen, natuerlich. Und trotzdem ist es ein Begreifen, mal mehr mal weniger, mal schneller mal langsamer. In gewissem Sinne widerspricht das dem angenehmen Gefuehl einer Erkenntnis. Denn wo immer mir ein Licht aufgeht, liegt nur weitere Dunkelheit dahinter, jeder erklommene Gipfel eroeffnet den Blick auf weitere Gipfel.
Aber seien wir mal nicht so pessimistisch, auch mit den Erkenntnissen laesst sich was anfangen. Es spricht nur die Ungeduld aus mir,

Am Anfang stand der Wunsch hier mal zur Ruhe zu kommen. Ausgerechnet in Indien!, koennte man denken. Aber halt, wir sind in Auroville, das ist nur bedingt Indien. So wie Berlin weder Ost noch West war, und so wie die Mayas nicht von DEM Ende gesprochen hatten. Auroville wird als utopische Stadt bezeichnet, was das genau heisst, muessen wir noch rausfinden. Auf jeden Fall werden wir hier kaum Durchfall kriegen, ueberfallen werden oder grossartig uebern Tisch gezogen.
Man muss sich nach Ankunft registrieren, entlang der Strassen (auf denen kaum Autos, sondern mehr Mopeds fahren) stehen vor allem nachts Sicherheitsposten und alles Essen und Trinken ist quasi Bio. Klar, wenn man die Leute so sieht und hoert draengt sich das Wort “Hippies” foermlich durch die Organe ins Gedaechtnis, aber es gibt kein Alkohol und keine Drogen. Zumindest nicht zu kaufen. Was die Mentalitaet betrifft, dafuer brauchen wir noch eine Weile um das zu begreifen.
Sehr indisch ist allerdings das Essen, einige eher spartanisch gebaute und eingerichtete Huetten, die Stromausfaelle, und keine Verabredungen zu treffen, die konkrete Zeiten beinhalten. Es passiert wie's passiert, oder auch nicht.

Obwohl man also weniger Stress hat als an jedem anderen Ort in Indien, ist es gewoehnungsbeduerftig. Keine Hektik zu haben kann auch eine Art Stress sein. Kurz vor Weihnachten haben wir uns noch mit einem Dutzend Leuten innerhalb weniger Tage getroffen und unsere sozialen Pflichten mit groesster Freude im Uebersoll erfuellt, nun verbringen wir einen ganzen Monat mit gerade mal einem Dutzend Terminen. Der Kopf weiss vor Schreck gar nicht womit er sich beschaeftigen soll. Sehr gut, das ist die Entschleunigungstherapie auf die ich gehofft hatte. Anstrengend, aber es dadurch entsteht Raum fuer all die Dinge, die im Vorreise-/ Grossstadt-/ Vergnuegungsstress untergegangen sind. Wie zum Beispiel: Musik hoeren. Nicht nur nebenbei, sondern mit voller Aufmerksamkeit, um Instrumente, Stimmen und Worte zu hoeren, die einem sonst verborgen geblieben sind. Oder ein Instrument lernen. Klaus und ich wollten schon immer mal Trommeln lernen, jetzt hatten wir die Gelegenheit, und zwar von einem ziemlich erfahrenen Peruanischen Jazzmusiker. Und noch ein Beispiel: Endlich koennen wir ganz in Ruhe... ruhen. Unterm Moskitonetz bei einem Mittagsschlaefchen, in der Haengematte wenn andere spontan jammen oder draussen bei einem suessen schwarzen Tee um 10 Uhr in der Arbeitspause. Man muss schon sagen, wir leben ein sehr angenehmes Leben hier...

von Lia

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